Kleinwaltersdorf.
In das Ausklingen der Glocken der Kleinwaltersdorfer Kirche mischen sich die ersten Töne der "Briefe aus Rauch". Es ist sehr still, und es wird auch nicht viel lauter werden, selbst wenn Günter Heinz später heftiger in seine Posaune bläst oder derb die Orgel bearbeitet. Die "Briefe aus Rauch" sind ein eher leiser Dreiklang aus Worten, Klängen und Licht - den vielleicht etwas zu wenigen Gästen am Sonntagabend steht eine atemberaubend schöne Collage bevor.
Die Texte stammen von dem zeitgenössischen spanischen Dichter Juan Carlos Valle, auf den Günter Heinz aufmerksam wurde, als ein spanischer Kritiker seine Musik mit der Lyrik des Dichters verglich. Die Texte werden von der Spanierin Vanessa Vidal auf beeindruckende Art zweisprachig gelesen - nein, respektvoll, beinahe mit stolzer Demut den Worten gegenüber interpretiert, zelebriert, sehr eindringlich vorgetragen. Die studierte Philosophin mischt die Worte in den beiden Sprachen, haucht, flüstert, wiederholt - der Text mag eine Art Brief aus Lissabon sein, der weißen Stadt am Meer, am "schuldlosen Rand des Ozeans". Es gibt "Risse im Himmel" und die "Langsamkeit der Cafés", es ist "unerträglich, das Leben zu teilen mit armseligen Bewohnern, und die Sonne färbt "ohne Mitleid die Haut des Traumes". "Nach Licht schmeckt der Regen" und die "Wäsche singt" - Carlos Valle findet wunderbare Bilder, die Vanessa Vidal einfühlsam, fast zärtlich in den Raum atmet.
Die schmalen Lücken zwischen den Worten füllt Günter Heinz mit seiner Musik - auch er bläst die Posaune behutsam, reduziert die Töne oft auf das gerade noch Hörbare, Ahnbare, lässt sein Instrument aber auch im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser schmecken, entlockt dem mit Wasser gefüllten Geröhr ein Gurgeln-Wurgeln, schreitet die Räume ab, die die Worte abstecken und die die Kirche bietet. Eine Geräuschkulisse vom Computer ergänzt die Stimmung, bettet Worte und Musik in den Lärm des Alltags, dem sie entsprungen, entflohen sind, und nehmen die Zuhörer mit in eine andere Welt, die sich immer wieder mit dieser Welt trifft. Dazu baut der in Dresden lebende irische Architekt Ruari O' Brien Lichtskulpturen aus Spiegeln, farbigen Folien, Leuchtröhren, Scheinwerfern, Gefäßen, Wasser, Staub, die irrlichternd durch die Kirche huschen oder sich an einer nicht von überall gut zu sehenden Wand zu abstrakten Bildern formen.
Eine Stunde lang dauert der von Günter Heinz, in diesem Jahr Stipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, komponierte poetische Dreiklang, bei dem es immer etwas zu hören, zu sehen gibt, der Künstlern wie Zuhörern höchste Konzentration abverlangt, sie aber auch mit höchstem Genuss beschenkt. Manchmal sind die musikalischen oder visuellen Assoziationen etwas zu nah und zu direkt am Text - wenn sich etwa "das Licht aufbläht", bläht sich auch die Musik auf, wenn vom Meer die Rede ist, plätschert Wasser in die Schüssel, und die Sonne strahlt als heller Kreis an der Kirchendecke, und manchmal nahm, vielleicht dem Ort geschuldet, der Lichtkünstler selbst etwas die Sicht auf die Licht-Bilder - doch das sind schon fast mäkelige Anmerkungen zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk, dem noch viele Aufführungen zu wünschen sind.
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Die Texte stammen von dem zeitgenössischen spanischen Dichter Juan Carlos Valle, auf den Günter Heinz aufmerksam wurde, als ein spanischer Kritiker seine Musik mit der Lyrik des Dichters verglich. Die Texte werden von der Spanierin Vanessa Vidal auf beeindruckende Art zweisprachig gelesen - nein, respektvoll, beinahe mit stolzer Demut den Worten gegenüber interpretiert, zelebriert, sehr eindringlich vorgetragen. Die studierte Philosophin mischt die Worte in den beiden Sprachen, haucht, flüstert, wiederholt - der Text mag eine Art Brief aus Lissabon sein, der weißen Stadt am Meer, am "schuldlosen Rand des Ozeans". Es gibt "Risse im Himmel" und die "Langsamkeit der Cafés", es ist "unerträglich, das Leben zu teilen mit armseligen Bewohnern, und die Sonne färbt "ohne Mitleid die Haut des Traumes". "Nach Licht schmeckt der Regen" und die "Wäsche singt" - Carlos Valle findet wunderbare Bilder, die Vanessa Vidal einfühlsam, fast zärtlich in den Raum atmet.
Die schmalen Lücken zwischen den Worten füllt Günter Heinz mit seiner Musik - auch er bläst die Posaune behutsam, reduziert die Töne oft auf das gerade noch Hörbare, Ahnbare, lässt sein Instrument aber auch im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser schmecken, entlockt dem mit Wasser gefüllten Geröhr ein Gurgeln-Wurgeln, schreitet die Räume ab, die die Worte abstecken und die die Kirche bietet. Eine Geräuschkulisse vom Computer ergänzt die Stimmung, bettet Worte und Musik in den Lärm des Alltags, dem sie entsprungen, entflohen sind, und nehmen die Zuhörer mit in eine andere Welt, die sich immer wieder mit dieser Welt trifft. Dazu baut der in Dresden lebende irische Architekt Ruari O' Brien Lichtskulpturen aus Spiegeln, farbigen Folien, Leuchtröhren, Scheinwerfern, Gefäßen, Wasser, Staub, die irrlichternd durch die Kirche huschen oder sich an einer nicht von überall gut zu sehenden Wand zu abstrakten Bildern formen.
Eine Stunde lang dauert der von Günter Heinz, in diesem Jahr Stipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, komponierte poetische Dreiklang, bei dem es immer etwas zu hören, zu sehen gibt, der Künstlern wie Zuhörern höchste Konzentration abverlangt, sie aber auch mit höchstem Genuss beschenkt. Manchmal sind die musikalischen oder visuellen Assoziationen etwas zu nah und zu direkt am Text - wenn sich etwa "das Licht aufbläht", bläht sich auch die Musik auf, wenn vom Meer die Rede ist, plätschert Wasser in die Schüssel, und die Sonne strahlt als heller Kreis an der Kirchendecke, und manchmal nahm, vielleicht dem Ort geschuldet, der Lichtkünstler selbst etwas die Sicht auf die Licht-Bilder - doch das sind schon fast mäkelige Anmerkungen zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk, dem noch viele Aufführungen zu wünschen sind.
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"Briefe aus Rauch" wird heute, 20 Uhr, noch einmal im Rahmen des Dresdner Lyrikfestivals Bardinale im Jazzclub Neue Tonne aufgeführt.
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/KULTUR/7461140.php
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