Monday, June 27, 2011

Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland - Museumsmagazin - Baustelle Deutsche Einheit




Kommentare auf Glas: Projekt von Ruairí O’Brien im Jahr 2000


Baustelle Deutsche Einheit
Text: Maria-Gabriele von Glasenapp

Innenpolitische Entwicklung seit 1990
Der Fall der Mauer 1989 und die Wiedervereinigung 1990 erfolgen unter meist großem Jubel. Die „äußere“ Einheit ist schnell vollzogen. In nur wenigen Monaten erstreiten die Bürgerrechtler und die Demonstranten auf den Straßen die Ablösung des SED-Regimes. Die erste frei gewählte Regierung der DDR bereitet den Beitritt zur Bundesrepublik vor.

Zügig sind die staatlichen Strukturen der DDR bis zum Tag der Einheit am 3. Oktober 1990 aufgelöst und beide deutsche Teilstaaten vereint. Die Herstellung der „inneren“ Einheit dauert hingegen länger. Die Erwartungen an einen schnellen Wirtschaftsaufschwung und die Angleichung des Lebensstandards sind bei den Menschen in den neuen Bundesländern hoch. Aber die Umstellung von Plan- auf Marktwirtschaft, die gesellschaftlichen und persönlichen Herausforderungen sind weitaus schwieriger als vermutet. Nach dem Ende der SED-Diktatur wird deutlich, wie marode die DDR-Wirtschaft in Wirklichkeit war: heruntergewirtschaftete Industrieanlagen, ineffiziente Produktionsprozesse, Umweltverschmutzung, personelle Überbesetzung und unattraktive Produkte. Die wenigsten Betriebe im Osten können mit westlichen Unternehmen konkurrieren. Die industrielle Produktion in Ostdeutschland bricht ein, viele Betriebe schließen, Massenarbeitslosigkeit ist die Folge. Das erhoffte Wirtschaftswachstum bleibt aus, eine Tatsache, die es vielen erschwert, das westliche System zu akzeptieren. Auf Begeisterung folgt auch Ernüchterung.

„Unterwegs im Beitrittsgebiet“

Die Fotoreportage des Schriftstellers Michael Rutschky zeichnet ein eindrucksvolles Stimmungsbild von den neuen Bundesländern. Seine Momentaufnahmen stammen von drei Reisen: im November 1989, im November 1991 und im Sommer 1993. Verlassene Geschäfte, verfallene Gebäude und Menschen, die durchs Bild huschen, erwecken zunächst einen Eindruck von Trostlosigkeit. Bei genauerem Betrachten fallen die allmählich einsetzenden Veränderungen auf. Die Sanierung der Innenstädte, der Ausbau von Straßen und der Aufbau eines modernen Telekommunikationsnetzes schreiten vielerorts in einem enormen wirtschaftlichen Kraftakt sichtbar voran – in strukturschwachen, ländlichen Gegenden jedoch eher zögerlich. Selbst sichtbare Fortschritte in diesen Regionen können nicht verhindern, dass Menschen aus wirtschaftlichen Gründen abwandern. Rutschkys Bilderzyklus vermittelt den Eindruck einer gesellschaftlichen Großbaustelle.

Brüche

Besonders hart trifft viele Ostdeutsche ihre Entlassung nach langjähriger Betriebszugehörigkeit. Der gesicherte Arbeitsplatz war fester Bestandteil der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Um ihn spannte sich ein soziales Netz mit einem betrieblichen Angebot an Kinderbetreuung, Freizeitgestaltung, Ferieneinrichtungen und Gesundheitsversorgung. Mit der Kündigung bricht ein wichtiger Bezugspunkt weg. Nicht das erhoffte Leben im Wohlstand, sondern die Sorge um den Arbeitsplatz und eine unsichere Zukunft bestimmen plötzlich den Alltag.

Unter dem Motto „Wir sind ein Volk“ lädt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2005 zu einem Plakatwettbewerb ein. Studenten künstlerischer Hochschulen sind aufgefordert, die Deutsche Einheit zu beurteilen und grafisch darzustellen. Der Dortmunder Grafikdesignstudent Florian Wilshaus weist mit seinem Baustellenmotiv auf den gewaltigen Umbauprozess hin, dem sich Deutschland seit 1989 stellt. Sein Entwurf hebt hervor, dass das vereinte Deutschland nur gemeinsam aufgebaut werden kann und es sich dabei um einen längerfristigen Prozess handelt. Die Kratzer auf dem Blech stehen für Enttäuschungen und Verletzungen, die damit einhergehen.

Mehrfacher Wechsel des Arbeitsplatzes, Arbeitslosigkeit, Umschulung oder Kurzarbeit sind Brüche in vielen Biografien der Menschen im Osten. Während die Lebensgewohnheiten der Bürger in den alten Bundesländern größtenteils unverändert bleiben, müssen sich die Ostdeutschen in nahezu allen Bereichen umstellen. Oftmals lasten sie die negativen Erfahrungen in der Arbeitswelt dem Einigungsprozess und nicht der vorangegangenen Misswirtschaft an. Trotz hoher Arbeitslosigkeit steigt der Lebensstandard. Doch bringen der Verlust vertrauter Strukturen und die Entwertung des bisherigen sozialistischen Weltbilds Enttäuschung und Orientierungslosigkeit mit sich. Hinzu kommt das Gefühl, dass die eigene Leistung nicht genügend anerkannt wird. Viele fühlen sich als „Bürger zweiter Klasse“.

Bilanz

Der irische Künstler Ruairí O’Brien fragt im Herbst 2000 nach einer Bilanz der Einheit. In Dresden lässt er Passanten aus Ost und West ihre Meinung zum Prozess des Zusammenwachsens auf 250 Glasbausteine schreiben oder zeichnen. Ein facettenreiches Meinungsbild entsteht: Freiheit und Demokratie gelten als unanfechtbare Gewinne, auch wenn die Errungenschaften der Einheit angesichts von Alltagsschwierigkeiten leicht in Vergessenheit geraten. Grundsätzlich bejaht die Mehrheit der Deutschen die Einheit. Einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge glauben 63 Prozent zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung fest an das Gelingen des Zusammenwachsens.

http://www.museumsmagazin.com/uebersicht/baustelle-deutsche-einheit/

Denkraum-Architektur-Colin Ardley & Ruairí O'Brien - Architektur und Kunst


Nachdenken über Architektur
Die Kunst der Architektur


Wie kommen Kunst und Architektur zusammen? Brauchen wir Kunst in unserer Architektur? Kunst am Bau oder Kunst im Bau? Wie wertgeschätzt wird Kunst/Architektur in unserer Gesellschaft und welche Anforderungen muss sie erfüllen? Wann ist Kunst Architektur und wann ist Architektur Kunst? Wie geeignet ist der öffentliche Raum für Kunst oder eine kunstvolle Architektur überhaupt? Kann und muss sich die heutige Gesellschaft Kunst oder eine anspruchsvolle Architektur überhaupt leisten oder wagen?


Colin Ardley (Künstler und Kurator bei Deutsche Werkstätten Hellerau) und Ruairí O'Brien (Architekt, Lichtplaner und Künstler) gaben einem interessierten und aufmerksamen Publikum Einblicke in ihre Schaffensprozesse und viele Denkanstöße.


Ardley präsentierte Werkbeispiele anhand seiner Holz-/Papier-Skulpturen, dreidimensionaler Landschaften, die Bauwerke evozieren und späterer temporärer Arbeiten in Zamosc, Polen und Potsdam bis zu der Skulptur auf dem Gelände der Deutschen Werkstätten in Hellerau in Dresden, die den "Genius Loci" einfängt. O'Brien zeigte in seinem Vortrag einen Werkprozess von Zeichnungen und Gemälden über Lichtskulpturen, Lichtinszenierungen, Theaterprojekte, Lichtperformances, Architekturmodelle, die eine Vorahnung gaben auf das fertige Bauwerk wie beispielsweise Stadtspeicher Jena oder Lichtmastenunikate für den Obermarkt Freiberg.




Datum / Uhrzeit: 25.06.2011, 20.00Uhr
Ort: Literaturhaus Villa Augustin
Antonstraße 1, 01097 Dresden

Die Kunst der Architektur ist der diesjährige Titel der Veranstaltungsreihe
Denkraum Architektur des Büros Ruairí O’Brien. ARCHITEKTUR. LICHT. RAUMKUNST.
im Programm zum Tag der Architektur 2011 in Sachsen.

Anliegen der Veranstaltungsreihe „Denkraum Architektur“ ist es, das Nachdenken über Architektur zu entgrenzen. Unter dem Titel „Die Kunst der Architektur“ thematisiert der Denkraum in diesem Jahr die besondere Beziehung zwischen der Architektur und der Kunst. Dazu treffen der Architekt Ruairi O´Brien und der Künstler Colin Ardley in einem Podiumsgespräch aufeinander.

Colin Ardley, geboren in Aberdeen, Schottland, arbeitet als Kurator für die Werkstättengalerie Hellerau. Zu seinen Werken zählt unter anderem das Kunstwerk „Genius Loci“, welches das Gebäudeensemble der Deutschen Werkstätten Hellerau ergänzt.

Ruairí O´Brien, geboren in Dublin, Irland arbeitete als Architekt für mehrere international renommierte Büros und bevor er 1995 sein eigenes Büro Ruairí O’Brien Architektur. Licht. Raumkunst. in Dresden gründete.

Wir würden uns über eine Veröffentlichung freuen. Für Rückfragen stehen wir Ihnen sehr gern zur Verfügung:

Ruairí O’Brien ARCHITEKTUR. LICHT. RAUMKUNST.
Antonstraße 1, 01097 Dresden
Tel. 0351 89968-84, Fax: 0351 89968-85 office@ruairiobrien.de,

SchauFenster zum Tag der Architektur am 25.Juni


SchauFenster zum Tag der Architektur am 25.Juni
HAUS DER ARCHITEKTEN und künstlerische Kabinettausstellung


7 Kollagen von Ruairí O'Brien zeigen eine künstlerische Sicht zeitgenössischer Architektur in Sachsen. Fünf Kollagen widmet O'Brien Zeitgenossen und Kollegen: Kollagenhaft komponierte der Künstler Bauwerke, schafft neue Perspektiven. Eine Kollage widmet sich journalistischer Sichtweisen zu dem Thema Dresdner Neumarkt. Dem Architektenkollegen Bruno Paul, der das Haus Carl Bergmann (heute HAUS DER ARCHITEKTEN) entworfen hat und dem Büro heizhaus, die dieses Bauwerk liebevoll saniert haben, widmete O'Brien eine weitere Kollage.

Friday, June 10, 2011

Freie Presse - Freiberg - Ruairí O'Brien

Stadt klärt Verwirrung um Marktbeleuchtung auf
Mast im Blickfeld von Otto dem Reichen ist nur ein Provisorium

Freiberg. Es ist kein architektonischer Schildbürgerstreich von Dauer: Die auf dem Freiberger Obermarkt vor dem Denkmal des Stadtgründers postierte Straßenbeleuchtung bleibt nur während der Bauzeit stehen. Der mausgraue Laternenmast sei interimsweise in der Bodenhülse für den Weihnachtsbaum verkeilt worden, versuchte am Donnerstag Baubürgermeister Holger Reuter (CDU), die Wogen um das Provisorium zu glätten. Viele Spaziergänger hatten an den vergangenen Tagen über den Spargel in Ottos Blickrichtung verwundert den Kopf geschüttelt. Die Entwarnung kam nun aus dem Tiefbauamt: Es bleibt bei den geplanten Lichtmastunikaten, die das Dresdner Architektenbüro Ruairí O'Brien speziell für Freiberg entworfen hat. Die bei der Vorstellung im Stadtrat nicht ganz unumstrittenen architektonischen Neuheiten im Herzen der Stadt sollen den Platz ins rechte Licht rücken.

"Über dem Werfer angebrachte Spiegel projizieren das Licht indirekt auf den Markt, sodass die Marktfläche ausgeleuchtet wird", erklärt der Architekt Heiner Winkler vom planenden Architekturbüro O'Brien. Vorgesehen sind sechs solcher Lichtmasten, drei auf der Rathausseite und drei genau gegenüber. In den Masten seien zudem auf jeweils drei Ebenen Platten eingeschweißt, die mit Scheiben aus Farbeffektglas ausgestattet werden. Dadurch, so Winkler, würden je nach Sonneneinstrahlung unterschiedliche Farbspiele entstehen. Das Anstrahlen der Rathausfassade und des Otto-Brunnens ist durch den Einbau separater Strahler auch vorgesehen. Nach Reuters Worten sind bereits drei Fundamente für die "richtige" Obermarkt-Beleuchtung und zum großen Teil die Senkelektranten eingebaut, die künftig die Marktstände mit Wasser und Strom versorgen sollen. Auch habe die Erneuerung der Leitungen in der Waisenhausstraße vorgezogen werden können. Dafür müsse die Zufahrt zum Obermarkt bis Mitte August auf die Kesselgasse verlegt werden. Eine vorübergehende Öffnung gibt es nur zum Bergstadtfest. Der Baubürgermeister lobte die Mitarbeiter der Andreas Adam GmbH aus Sayda. Die Pflasterarbeiten seien akkurat. Einer der beiden Sterne im Marktspiegel sei wieder hergestellt und mit Düsen für Wasserspiele ausgerüstet.


So wie auf dieser Visualisierung sollen die Lichtmasten auf dem Obermarkt aussehen.

Foto: Büro Ruairí O'Brien


Die Sanierung des Obermarktes - ein 4, 4 Millionen-Euro-Projekt - begann im Herbst 2010. Bis zum Wintereinbruch wurden die Fußwege erneuert und breiter angelegt. Neu gestaltet ist die Umfahrung des Marktspiegels. Als Endtermin der Bauarbeiten steht der 4. Oktober 2011.
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Monday, June 6, 2011

VIA REGIA - Meeting Point Messiaen - Ruairí O'Brien - Görlitz-Zgorzelec



Zentral auf der VIA REGIA, einer geistigen Schlagader Europas, liegt der polnischdeutsche Städtezwilling Zgorzelec-Görlitz, eingebettet in die Herzregion des Kontinents, in der drei Länder lernen, konzertiert zusammenzuleben: Polen-Tschechien-Deutschland.

Einer der Kristallisationskeime für diese kulturelle Ko-Evolution wurde von einem Franzosen geschaffen, dem Komponisten Olivier Messiaen (1908 - 1992), der mehr als siebzig Jahre seines Lebens in Paris studierte, arbeitete und wirkte. Etwa neun Monate seines kreativen Lebens verbrachte er an einem Arbeitsplatz, den nur die Geschichte erfinden kann: im Kriegsgefangenenlager StaLag VIIIa in Görlitz. Ausgerechnet dort, zu einer Zeit, als der deutsche Faschismus Geist und Leben des Abendlandes in seinem Würgegriff hielt, schuf Messiaen mit seinem QUATUOR POUR LA FIN DU TEMPS ein Werk, das über diese martialische Zeitenwende hinweg in Zukünftiges gerichtet war. Dieses Quartett hat nicht nur für sein Werk, sondern für die musikalische Entwicklung in Europa nach der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Faschismus einschneidende Bedeutung.

Könnte es einen geeigneteren Ort geben, der Jugend des jetzt zusammenwachsenden Europas zu zeigen, welch unsichtbare, aber unüberwindliche, die Zeiten übergreifende Kraft die Musik hat, wie unbeugsam der Geist auch eine scheinbar ausweglose Finsternis zu durchschreiten vermag?

In Zgorzelec-Görlitz und Liberec leben jetzt etwa 400 000 Menschen, die mit allen Europäern auf dem Weg in eine Zukunft sind, in der nicht e i n e Nation dominiert – nein: das Konzert der Kulturen, ihre Vielfalt wird den Klang dieses Kontinents bestimmen. EUROPA IST MUSIK - mit diesem Leitmotiv bauen wir den MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN bewusst auf dem geschichtsträchtigen Terrain des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers, mit Ehrfurcht und Achtung vor den Menschen, die hier gelitten haben, bevor Europa sich auf den Weg zu sich machen und beginnen konnte, zusammenzuwachsen. Nach den Entwürfen des in Dresden lebenden irischen Architekten Ruairi O'Brien werden auf einer INSEL DES GEDENKENS ein Gedenkgebäude entstehen – und auf einer INSEL DER HOFFNUNG eine Theaterbaracke und ein Maison Olivier Messiaen, in denen die Jugendlichen und Künstler während ihres Aufenthaltes forschen, sich erinnern, ihre kreativen Kräfte entfalten, sich austauschen und leben können.

Im Jahr 2008 hatte Olivier Messiaen seinen 100. Geburtstag. Von diesem markanten Zeitpunkt an – mit diesem visionären Komponisten als Impulsgeber – treffen sich im MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN die Jugendlichen und Künstler Europas. Kompositionswettbewerbe, Lernwochen für Schulklassen aus ganz Europa, Instrumenten-Workshops, musikalische Aufführungen und multimediale Veranstaltungen lassen die Mitte der VIA REGIA wieder so pulsieren, dass Warszawa, Paris, Praha, Dresden, aber auch Helsinki oder Palermo diesen geistigen Herzschlag zu spüren bekommen und – dazu beitragen können, wie das gesamte künftige Europa.

Dr. Albrecht Goetze


http://www.weiterdenken.de/web/demokratie-zeitgeschichte-646.html