Landgericht Görlitz : Grundsatzurteil im Streit um Messiaen-Gedenkstätte
Das Landgericht Görlitz hat im Streit um die Gestaltung einer Gedenk- und Begegnungsstätte am Donnerstag ein Grundsatzurteil gefällt. Demnach muss der Verein "Meetingpoint Musik Messiaen" dem Architekten Ruairí O'Brien ein Honorar für seine Planungsleistungen zahlen.
Verwirrspiel um Entwürfe und Auftragsvergaben
O´Brien fordert insgesamt 58.000 Euro für die Planung des Zentrums auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers VIIIa im polnischen Zgorzelec. Dem Gericht wurde ein Schreiben vorgelegt, demzufolge der Landkreis Görlitz dem Verein 48.000 Euro eigens für dieses Projekt mit dem Titel "Insel der Hoffnung" zur Verfügung gestellt hatte. Inzwischen hat "Meetingpoint Musik Messiaen" aber einen anderen Architekten verpflichtet, der ein Projekt "Berg der Erinnerung" für die Gedenk- und Begegnungsstätte plant. Deshalb forderte der Landkreis sein Geld zurück.
Der Verein reagierte enttäuscht auf das Urteil. Nach dessen Ansicht sei das Geld nicht entwurfsbezogen gezahlt wurde, sagte Wolfgang Archner "Meetingpoint Musik Messiaen" MDR 1RADIO SACHSEN. Jetzt müsse der Vorstand über das weitere Vorgehen beraten. Gegen das Urteil kann Berufung beim Oberlandesgericht Dresden eingelegt werden. Bleibt es bestehen, droht dem Verein Archner zufolge die Insolvenz.
Komponist als Namensgeber
Damit ist auch unklar, wie es mit dem grenzüberschreitenden Projekt weitergeht. An ihm ist auch eine polnische Stiftung beteiligt. Die EU gibt zwar 3,5 Millionen Euro Fördergeld, aber die Gesamtkosten betragen voraussichtlich 22 Millionen Euro. Seit dem symbolischen Spatenstich im Mai 2012 wurde bisher nur der Baugrund beräumt. Das geplante Zentrum ist nach dem französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992) benannt. Er war in dem deutschen Lager inhaftiert und führte dort am 15. Januar 1941 erstmals sein für die Musik des 20. Jahrhunderts wegweisendes Streichquartett "Für das Ende der Zeit" auf. Auf dem wenige Kilometer von Görlitz entfernten Gelände hielten die Nationalsozialisten 120.000 Menschen gefangen. Schätzungsweise 10.000 von ihnen starben.