Tuesday, May 25, 2010

Newspaper article- Ruairí O'Brien's design for the Meeting Point Music Messiaen

Dienstag, 25. Mai 2010
(Sächsische Zeitung)


Messiaen-Zentrum besteht nur als Modell
Von Ralph Schermann



Mitte 2010 könnten Fördermittel kommen und der Bau beginnen. So lautete eine Hoffnung, die sich um die Errichtung des Europäischen Gedenk- und Begegnungszentrums in Zgorzelec rankte. Sie wurde im Juli 2009 geäußert, als das Konzept des Architekten Ruairi O’Brien einen Wettbewerb gewann. Für die Umsetzung indes blieb es bisher bei der Hoffnung. Vorige Woche stellte der 48-Jährige seine Ideen erneut in Görlitz vor.

Geplant ist das Zentrum auf dem Gelände des einstigen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIIIa, gewidmet dem französischen Komponisten Olivier Messiaen. Dieser vollendete dort 1940/41 als Soldat sein „Quartett für das Ende der Zeit“. Raum und Zeit inspirierten O’Brien auch für diesen „Meeting point music messiaen“. Er schuf mit Mitteln der Architektur unerwartete Dialogformen zwischen Innen und Außen, Oben und Unten, setzte in offene Räume geschlossene Geheimnisse und spielte obendrein mit akustischen Wirkungen. Die Leichtigkeit des Seins wird mit der Schwere des Lebens konfrontiert, ohne von dieser irgendwie erdrückt zu werden.

Inseln mit tiefer Wirkung

Die Wirkungen erschließen sich dem Betrachter schon im Modell. Getrennt durch ein Wäldchen liegen sich eine Insel des Gedenkens und eine Insel der Hoffnung gegenüber. Zwar ist die Wucht des künftig stolze 25 Meter hohen Messiaen-Hauses hier noch filigran gebrochen, der gegenüberliegende Theaterbau in Form einer Röhre nicht gleich als solcher erkennbar, doch die Absicht ist klar: Vom Gedenken aus erwächst Hoffnung, Licht und neues Leben. So kommt das alte Stammlager in eine kongeniale Verbindung mit Messiaens Quartett, eine Klammer aus Vergangenheit, Hoffnung und Zukunft. „Ein Kraftschluss“, bringt es Albrecht Goetze auf den Punkt. Der Musikwissenschaftler hält in Görlitz die Fäden des Projektes zusammen.

Es wäre schade, wenn das feinsinnige Konzept zwischen Mühlen finanzieller Unbedarftheit zerrieben würde. O’Brien hat ein ins Detail durchkonzipiertes Kunstwerk angeboten, dass der gemeinsamen Stadt Görlitz/Zgorzelec eine einzigartige Stimmigkeit verleihen könnte. Von so europäischer Größe wären ein roter Metallklotz an der Neiße oder auch der einst dort geflochtene „abwägende Beobachter“ meilenweit entfernt. Der Grund dafür scheint simpel: Der Künstler benutzt den schützenden Raum der Architektur für eine geistige Aus-einandersetzung. Dadurch bietet sich die Chance, das Messiaen-Zentrum nicht nur als Dekoration oder reine Funktionalität zu gestalten. O’Brien ist es nämlich egal, wo sich physisch die Tür befindet: „Der Zugang muss Kopfarbeit sein“, formuliert er. Und so gibt es in dem Turmbau dann neben Seminar- und Werkstätten auch Leer-Räume als Orte des Sammelns von Gedanken.

Deutschland als Chance

Der in Dublin geborene Ruairi O’Brien wurde einst in Edinburgh von einem jüdischen Professor derart für Deutschland sensibilisiert, dass er ohne Sprachkenntnis den Mauerfall als Chance für die eigene künstlerische Erweiterung sah. Der in London und New York studierte Hochschullehrer, Cartoonist und Architekt ist längst als Weltkünstler mit Preisen überhäuft, wohnt seit 1991 in Dresden, ist Gastprofessor in Wismar und Chef eines Architektur-, Licht- und Kunstateliers. Seine Referenzen und Publikationen füllen Bände. Görlitz/Zgorzelec sollte mit dazugehören.

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2469798

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